Islands of doubt

Islands of doubt

Von Übersee gesehen war das 9-Euro-Ticket nicht nur ein mutiges transportpolitisches Experiment, sondern auch fesselndes Theater. Fasziniert war war ich vor allem von den dadurch ausgelösten gesellschaftlichen Konflikten, als Menschenströmungen regionale und gesellschaftliche Grenzen überschritten. Jetzt aber ist der Sommer der demokratischen Mobilität vorbei, und es ist an der Zeit, die Ereignisse künstlerisch aufzuarbeiten. Deswegen schreibe ich gerade meine jazz opera Ariadne auf Sylt, die Story der verbotenen Liebe zwischen einer zugreisenden Hamburger Punkerin und einem Kempener Yachtbesitzer.

Wie sollte aber die englische Fassung heißen? Wie so oft, sind hier die Präpositionen knifflig. Ariadne on Sylt liegt auf der Hand, aber bei Inseln bin ich mir nie so richtig sicher, ob in oder on besser ist. Sollte es vielleicht Ariadne in Sylt sein? Ähnlich wie im Deutschen, scheint es eine präpositionale Schwelle zu geben: Ab einer bestimmten Größe wird eine Insel ein Standort, dem man nicht mehr on bzw. auf, sondern in, ist. Andere Faktoren als Landfläche gibt es wohl auch, aber ich denke, es muss irgendwie eine primär größenabhängige Skala geben, und irgendwo darauf einen Grenzwert.

Diesen zu verorten, ist aber nicht einfach. Zum Beispiel, guckt mal die Titel dieses Gemäldes an. Auf Englisch wird dasselbe Sujet zwar auch öfter mit on überschrieben, dennoch sieht man hier, dass die Insel Naxos sich in einer präpositionalen Übergangszone befindet. Noch ein Beispiel: laut österreichischem Bundeskanzleramt hat die landumschlossene Donaurepublik den EU-Beitritt im Jahr 1994 auf Korfu unterschrieben. Für das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten hingegen ist es in Korfu! Ein Graubereich, also, und mein Empfinden nach überdies einer, der sich auf Deutsch weiter nach oben erstreckt als auf Englisch. Zum Beispiel scheint auf Kuba möglich zu sein, on Cuba aber nicht. Oder?

Es gibt jedenfalls in beiden Sprachen eine eindeutige Ausnahme, und zwar, wenn man explizit sozusagen auf das Inselsein einer Insel verweist. Dann sind Quadratkilometer irrelevant: es gibt kein hin oder her bei I’m fighting the plutocracy on the dreamily beautiful north German island of Sylt, zum Beispiel, oder Either the trade border’s on the island of Ireland or it’s in the Irish Sea, prime minister.

Soweit also meine nicht ganz schlüssige Recherche. Habt ihr Meinungen dazu? 9-Euro-Ticket-Erfahrungen? Sylterinnerungen? Ich freue mich auf Rückmeldung – hinterlasst gerne Kommentare oder beantwortet einfach den Newsletter per Mail!