Kompetenz: what we should hope for, to be honest

Kompetenz: what we should hope for, to be honest

Im Herbst befragte das inzwischen in solchen Sachen gut geübte Spiegel-London-Team die Briten nach ihren Meinungen zum aktuellsten britischen Premierminister. Sprachlich interessiert mich hier der Beitrag nach ca. 01:57, als die Pendlerhorde London Bridge im herrlichen Abendlicht überströmt.  Und zwar wie der Mann das Wort competent verwendet. Für mich nämlich ist dieser Begriff gewissermaßen ein falscher Freund im Verhältnis zwischen Deutsch und Englisch. Am Anfang, freilich, benutzt er es genauso wie man auf Deutsch „kompetent“ sagen würde. Rishi Sunak sei imstande, seinen Job zufriedenstellend zu machen, will er ungefähr damit sagen. Dann aber fällt er in diesen Zustand, der für diejenige, die die britische Politik nicht tagtäglich verfolgen, vielleicht nicht so leicht zu verstehen ist. Ich kann das nur als „Lachweinen“ beschreiben, wenn er sagt, „He was competent, and that’s really what we should hope for at the moment, to be honest.”

Hier verlassen wir die deutsche Kompetenz-Welt. Denn, wenn man auf Englisch competence hört, ist irgendwie incompetence immer im Hintergrund präsent. Und umso mehr man die competence zu betonen versucht, desto dringlicher will die incompetence in den Vordergrund rücken. Für den Mann auf der Brücke geht es nicht wirklich darum, Fähigkeit zu loben, sondern verzweifelt an die Hoffnung festzuklammern, die incompetence sei irgendwann am Ende.

Um das besser in einem kulturellen Kontext zu verankern, füge ich hierein einen Auszug von einer der großen BBC-Sitcoms der 70er Jahre. Don’t Point Those Missiles at Me, Mr Brezhnev! handelte um „The Faculty“, die heimlichste und melancholischste Einheit der britischen Nachrichtendienste im Kalten Krieg, die von dem genialen aber cholerischen Schotten „The Dean“ angeführt wird. Dessen Pläne werden immer wieder von der Stümperei seines Agenten „Number Twelve“ durchgekreuzt, worauf The Dean immer wieder mit seinem legendären Schlagwort „You incompetent fool!“ antwortet. Hilarious! Leider waren die meisten Don’t Point Those Missiles-Videobänder in 1986 bei einem Brand im west-Londoner BBC-Archiv zerstört. Glücklicherweise habe ich aber auf diesen raren Clip exklusiv zugreifen können, der hervorragend diesen Sinn von incompetent belegt:

Was bedeutet das also für deutschsprachige Menschen, wenn sie auf Englisch kommunizieren? Ich würde zum Beispiel davon abraten, die eigene competence in einer englischsprachigen Stellenbewerbung zu behaupten. Das bekundet enttäuschend niedrige Ansprüche. Viel besser ist es, von expertise zu sprechen.

Und das war’s für diesmal! Bis zum nächsten Beitrag bleibe ich Eurer kompetenter Fachpartner für alles rund ums Englisch!